DER GETEILTE HIMMEL
Mecklenburgisches Staatstheater, Schwerin / D [2023]
Halle, 1961. Rita ist 19, Manfred 29. Sie, das Dorfkind, darf auf Lehramt studieren, er, Bildungsbürger, hat gerade promoviert. Sie glaubt an den Sozialismus und arbeitet freiwillig im Waggonwerk, er verspottet alles Ideologische und erkennt die Grenzen seiner Möglichkeiten. Und doch teilen sie einen Himmel, bevor er sich über ihnen teilt. Christa Wolfs Erzählung schlug bei der Erstveröffentlichung hohe Wellen in der DDR und wurde direkt zum Publikumshit – kaum ein Werk hat Hoffnung und Verworfenheit des real existierenden Sozialismus so poetisch eingefangen und dabei die Menschen in den Mittelpunkt der Beobachtung gestellt. Die berührende Liebesgeschichte im Zentrum der politischen Neuordnung der deutschen Nachkriegszeit inspirierte den preisgekrönten Komponisten Wolfgang Böhmer zu einem neuen Musical, in dem Ballett, Schauspiel, Opernensemble und Musicalgäste gemeinsam eine vergangene Welt auferstehen lassen, die doch Spiegel unserer zeitlosen Konflikte und Fragestellungen ist.
Media
- Buch und Liedtexte Martin G. Berger
- Musik Wolfgang Böhmer
Kreativteam
- Martin Schelhaas [Musikalische Leitung]
- Melissa King [Regie + Choreografie ]
- Knut Hetzer [Bühne]
- Aleksandra Kica [Kostüme]
- Roman Rehor [Video]
- Samantha Turton [choreographische Assistenz]
Darsteller
- Rita/Emma: Sophia Euskirchen
- Manfred: Martin Gerke
- Der alte Manfred: David Schroeder
- Meternagel: Jochen Fahr
- Wendland: Christoph Götz
- Schwarzenbach: Michael Meiske
- Schlagersängerin: Cornelia Zink
- Mangold: Ascelina Klee
- Herr Herrfurth: Brian Davis
- Frau Herrfurth: Karen Leiber
- Kuhl: Olaf Meißner
- Ermisch: Wieland Beer
- Liebentrau: Reinhard Strey
- Melcher: Andre Schmidtke
- Opernchor des Mecklenburgischen Staatstheaters
- Company Ballett X Schwerin
Presse
"Der geteilte Himmel" in Schwerin: Großes, modernes Theater
‘Der geteilte Himmel‘ als Musical in Schwerin ist keine verklärte DDR-Geschichte. Die Inszenierung stellt die Fragen, wieso es damals und später so kommen konnte. Ohne potenzielle Hits, aber mit eingängigen Melodien gelingt hier großes, modernes Theater. Dem Stück ist zu wünschen, dass es über Schwerin hinaus auch auf anderen Bühnen gezeigt wird.
- Axel Seitz
(NDR.de)
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Ausverkauftes Haus und viel Beifall bei der Uraufführung des Bühnenstücks nach Christa Wolfs Erzählung von 1963
Lob gebührt Regisseurin Melissa King sowie Knut Hezter für das Bühnenbild und Aleksandra Kica für die Kostüme. ihnen gelingt es, viel Romanatmosphäre auf die Bühne zu zaubern. Denn wer Christa Wolfs Erzählung gelesen hat, weiß, dass sie auch ein Meisterwerk der Charakter- und Naturbeschreibungen ist.
- Reinhard Amler
(Ostsee-Zeitung)
Das braune Fräulein - geliebt und verlassen
... Kann diese Geschichte als Stoff einer Musical-Adaption taugen? Durchaus. Zumal die Vorlage von Böhmer und Berger in der Regie von Melissa King sehr flüssig und energiegeladen umgesetzt worden ist. Das assoiziativ anspielungsreiche Bühnenbild von Knut Hetzer hat Videoeinblendungen (Roman Rehor) aus dem Schwerin von heute ... sowie fiktive Stadtbilder zitiert.
Ergänzend wurden faszinierende Chor- und Ballettszenen auf die Bühne gesetzt... Dem Premierenpublikum haben das insegamt differenzierte Herangehen sowie der Verzicht auf dümmliche Ostalgie un besserwisserische Geschichtsklitterung durchaus gefallen. Vor allem wurde die künstlerische Umsetzung bejubelt.
- Michael Ernst
(Dresdner Neueste Nachrichten)
Wo Liebe am System zerbricht.
Ein Schlüsselroman der DDR als Musical? Das gelingt in Schwerin mit "Der geteilte Himmel" von Wolfgang Böhmer (Komposition) und Martin G. Berger.
"Nach Motiven" des in Ost wie West vielgelesenen Romans haben Komponist Wolfgang Böhmer und Libretttist Martin G. Berger ihr Musical gestaltet, das mit einem dramaturgischen Kniff beginnt. Denn der alte Manfred (David Schroeder, sehr fein nuanciert) hat den ersten Auftritt, bie dem er Ritas Enkelin Emma trifft (Sophia Euskirchen genügt ein Mantel über dem Rita-Kleid, um die Rolle zu wechseln). Die beiden treten im Laufe des Abends immer wieder in die Handlung ein, er unsentimental, sie, bewaffnet mit dem Tagebuch ihre Großmutter, eher streitig. So gelingen Rückschau und Reflexion des Heute, ohne krampfhaft zu aktualisieren.
Regisseurin und Choreografin Melissa King erzählt dann gradlinig und sehr aufwändig zugleich die Geschichte dieser beiden Menschen.
Martin G. Berger, der hier das Libretto beisteuert, schafft es, den Titel des Buches von Christa Wolf zu schwärmerischen Song-Inhalt werden zu lassen, "Wir teilen einen Himmel".
Warum das nicht gelingen konnte, auch nicht durfte, zeigt die Inszenierung mit einem treffenden Ballett der Gegensätze. Schwer schuftende, mit Tücken kämpfende Arbeiter werden da mit einem Shopping-Tüten-Tanz aus dem Westen konterkariert, solche Leichtigkeit des Seins natürlich kritisiert.
...Langer Jubel im schönen Schweriner Theater.
- Ute Grundmann
(Opern News)